Das Geleucht

5. September 2021

Das Geleucht auf der Halde Rheinpreußen

Wenn man sich überlegt, in einem Blog, der sich mit Ruhrgebietsfotos beschäftigt, über das Geleucht in Moers zu schreiben, stellen sich einem spontan zwei Fragen:

  1. Liegt Moers im Ruhrgebiet?
  2. Was soll interessant sein an einer Lampe, die auf einer Halde steht?

Man wird die erste Frage nicht abschließend beantworten können: wer durch die wenig industriell geprägte Moerser Innenstadt läuft, der wird mit dem Schlosspark eher Niederrhein-Flair finden. Doch auch ruhrgebiets-typisches sehen wir: Bergbauhäuser, Trinkhallen und stillgelegte Zechen, offene, fußball-begeisterte Menschen… Wahrscheinlich ist es wie so häufig in Städten, die am Rande des Kohlentöpfchens liegen: wenn es passt, dann gehört man dazu.

Was ist an einer Lampe auf einer Halde interessant?

An einer Lampe, die auf einer Halde steht, ist nichts interessant. So mein erster Gedanke, als meine Fotofreunde mich auf das Geleucht auf der Halde Rheinpreußen aufmerksam machten und fragten, ob wir das nicht mal ablichten sollten. Und in der Tat: aus der Entfernung ist die überdimensionale Grubenlampe eher unscheinbar und stellt wohl kaum, wie ich es in der Vorbereitung auf unseren Besuch las, eine der markantesten Landmarken des Ruhrgebiets dar.

Wir parken unsere Fotomobile am Fuß der Halde und bewegen uns auf gut ausgebauten Wegen aufwärts. Das ganze geschieht auf der früheren Abraumhalde Rheinpreußen, die zur Zeche gleichen Namens gehörte. Dort wurde über 100 Jahre bis 1990 Steinkohle gefördert; nach Schließung der Zeche ist die Halde als eine der ersten im Ruhrgebiet begrünt und Wanderern und Spaziergängern zugänglich gemacht worden.

Der Aufstieg ist wenig beschwerlich und schon nach zwei, drei Windungen des Weges bekommen wir beim Blick nach oben einen Eindruck von der Dimension des Geleuchts. Seit 2007 steht die Grubenlampe auf der Spitze der Halde. Erinnern soll das vom Lichtkünstler Otto Piene erschaffene Werk an ein wichtiges Utensil des Bergbaus: die Grubenlampe spendete Licht tief unten, wo kein Sonnenstrahl zu finden war.

Oben angekommen finden wir einen rund 8.000 qm großen Platz, der von der knallig rot lackierten Lampe dominiert wird. Zunächst aber – die Sonne ist an diesem September-Nachmittag noch nicht untergegangen – widmen wir uns dem imposanten Ausblick über große Teile des westlichen Ruhrgebiets.

Foto: Andreas Sturm[Photo: Andreas Sturm]
 [Photo: Andreas Sturm] 

Dann, nachdem die Sonne unter dem Horizont verschwindet, wird es dunkel – und schon nach wenigen Minuten knipst jemand das Licht an. Das gesamte Gelände wird in rotes Licht gehüllt, was dem Ort einen mystisch-geheimnisvollen Charakter verleiht. Wir sind begeistert – und mit uns auch viele andere Fotografen, die ihre Stative aufgebaut haben. Wir bewegen uns viel auf dem Gelände – die Grubenlampe lässt sich wirklich von allen Seiten und immer wieder mit anderem Charme fotografieren.

Welche fotografischen Utensilien benötigen wir?

Wie schon angesprochen, ein Stativ ist zumindest für langzeitbelichtete Abend- und Nachtaufnahmen praktisch unverzichtbar, zumal es auf dem Gelände praktisch keine Möglichkeit gibt, die Kamera aufzulegen. Mit Belichtungszeiten bis zu 10 Sekunden muss man rechnen – da es mitunter windig zugeht auf der Halde, sollte das Stativ auch eine gewisse Stabilität mitbringen.

Bei den Objektiven dominieren die Weitwinkel: ich persönlich hatte das 2,8er Nikkor 14-24mm sowie das 1,4er Nikkor 35mm an der D850, für einige wenige Aufnahmen mit etwas mehr Zoom auch das 2,8er 24-70mm. Mehr an Technik braucht es nicht.

Bei den Kameraeinstellungen sollte man ein wenig ausprobieren: ISO 100 ist Pflicht, eine mittlere Blende – danach habe ich in den manuellen Modus geschaltet und über die Belichtungszeit ein wenig rumprobiert, mit imposant unterschiedlichen Ergebnissen von strahlend hellem bis mystisch dunklem Geleucht.

Was man sonst noch wissen sollte:

  • Anfahrt: Die Halde liegt im Nordwesten der Stadt Moers, anzufahren am besten über die A42, Ausfahrten Duisburg-Baerl oder Moers-Nord. Parken kann man am Fuß der Halde, der Aufstieg ist etwa 1,5 km lang. Für den Weg im Dunkeln empfehle ich dringend die Mitnahme einer Taschenlampe, der Weg ist nicht beleuchtet.
  •  Aussichtsplattform: Das Geleucht kann begangen werden, die Aussichtsplattform ist zu unterschiedlichen Zeiten geöffnet, diese können der Homepage www.das-geleucht.de entnommen werden.
  • Beleuchtung: Aus Kostengründen ist die Beleuchtung nur stundenweise eingeschaltet, und zwar täglich ab Beginn der Dunkelheit und von April bis Oktober bis 23 Uhr und von November bis März bis 21 Uhr.

1 Kommentar

  1. Martin Schulte

    Sehr schön und informativ geschrieben, mit tollen Bildern garniert.

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