Fotografieren am Todtnauer Wasserfall

20. Juni 2021

Der Todtnauer Wasserfall ist mit 97 Metern der höchste Naturwasserfall Deutschlands. Zwischen Todtnauberg und Aftersteg stürzt das Wasser des Stübenbachs über mehrere Kaskaden in die Tiefe. Der Besuch des Todtnauer Wasserfalls ist zu jeder Jahreszeit ein Erlebnis – auch für Fotografen.  Während im Sommer das hochspritzende Wasser für eine angenehme frische und feuchte Luft und damit für reichlich Abkühlung sorgt, bilden sich im Winter oft bizarre Eisformationen. 

Der vollständig naturbelassene Wasserfall steht seit 1987 unter Denkmalschutz und gehört zu den besonderen Naturdenkmälern in Deutschland. Zu erreichen er von Todtnauberg, von Aftersteg mit Parkplatz und Kiosk oder von Todtnau im oberen Wiesental. Ein romantischer Weg mit Brücken und Stiegen führt entlang der Fälle.

Will man einen kompletten Wasserfall fotografieren, so wird man schnell feststellen, dass man die Dimension eines solch großen Naturwerks nur bedingt auf den Sensor bannen kann. Das liegt weniger an der Größe des Wasserfalls als solchem – hier helfen gute Weitwinkelobjektive – als vielmehr an der oftmals nicht vorhandenen Relation: knapp 100 Meter Höhe sind de facto viel, sie sehen aber auf Fotos dann eher harmlos aus, wenn man keinen Bezugspunkt hat, der einem die Größe verdeutlicht. Wichtig ist daher, dem Betrachter des Fotos etwas an die Hand zu geben, was er kennt und mit dem er eine Beziehung zum eigentlichen Objekt herstellen kann: stellt man zum Beispiel einen Menschen vor den Wasserfall, sieht das gleich ganz anders aus: das Auge weiß, dass dieser Mensch im Zweifel zwischen 1,60 Meter und 1,80 Meter groß sein wird und kann so die Höhe des Wasserfalls in Relation zu diesem Menschen setzen. Ähnlich funktioniert das auch mit Brücken, Bänken oder Blumen. 

Der Plan für unsere Wanderung entlang des Todtnauer Wasserfalls ist, uns auf Langzeitaufnahmen vom rauschenden Wasser zu konzentrieren. Als Ausrüstung entscheiden wir uns dabei einerseits für ein klassisches 24-70mm Objektiv mit f2,8 Lichtstärke. Hinzu kommen ein Verlaufsfilter und der ND64 Filter. Da die Wanderung zum Wasserfall an einem brütend-heißen Tag mit deutlich über 30 Grad stattfindet, bleibt das Stativ im Auto – ein Fehler, wie sich herausstellen wird. 

Wir betreten das Gelände des Wasserfalls am Kiosk auf der L126 und hören schon nach wenigen hundert Metern das Rauschen, das uns die ganze Wanderung über begleiten wird. Zu sehen ist aber zunächst noch nichts, dann aber, nach einer Linkskurve, stürzt der Stübenbach vor unseren Augen in die Tiefe. Mit insgesamt 97 Metern gehört er zu den höchsten Wasserfällen Deutschlands. Die vorletzte und höchste Stufe – vor der wir gerade stehen – misst 60 Meter und ist sogar die höchste Wasserfall-Einzelstufe im deutschen Mittelgebirge. Wer mag, kann sich hier auf eine der roten Liegebänke direkt vor dem Wasserfall gemütlich ausstrecken und die Kraft der Natur genießen.

Wir verzichten darauf und suchen uns stattdessen eine Stelle, an der wir unseren Fotoapparat platzieren können. Trotz (oder gerade wegen?) des warmen Wetters sind nicht sehr viele Menschen unterwegs, sodass wir uns auf die kleine Brücke direkt unterhalb des Wasserfalls stellen können. Spätestens hier stellt es sich als falsch heraus, das Stativ nicht eingepackt zu haben. Zwar lassen sich „normale“ Fotos problemlos von überall machen, Langzeitbelichtungen mit Filter benötigen aber einen komplett bewegungsfreien Stand der Nikon. Wir müssen immer wieder Stellen suchen, an denen man die Kamera abstellen kann, um sodann mit dem Selbstauslöser Bilder schießen zu können (den Fernauslöser haben wir blöderweise auch im Auto gelassen). Aber: Fotografen sind kreative Menschen, sodass die ersten schönen Bilder gelingen.

Wir starten sodann, die 60 Höhenmeter zu überwinden, um uns den Wasserfall von oben angucken zu können.  Beim Anstieg kommen wir ganz schön ins Schwitzen, aber es lohnt sich. Unterwegs gibt es immer wieder gute Blicke auf den Wasserfall, die wir mit einem gemäßigten Weitwinkel fotografieren können.  

Der Rückweg führt auf der anderen Seite des Wasserfalls hinab (mit nicht ganz so vielen Blickkontakten zum Wasserfall) und lässt uns wieder an den Punkt gelangen, an dem wir den Wasserfall zum ersten Mal zu Gesicht bekommen haben. Nach einigen weiteren Fotos nehmen wir nicht den direkten Weg zurück zum Eingang, sondern folgen den Schildern des „kleinen Rundwegs“. Direkt unterhalb der Brücke gelingen wunderbare Bilder aus einer sehr tiefen Position (auch hier hätte sich ein Stativ, wahrscheinlich sogar ein Mini-Stativ, gelohnt): fließendes, rauschendes Wasser über Felsen mit Grün im Hintergrund… 

Ausrüstung:

Meine persönliche Packliste bzw. meine Empfehlung für eine solche Liste lautet (abgesehen von der Kamera, in meinem Fall eine Nikon D850): 

 

  • Objektive: 
    • Ich empfehle für alle Arten von Landschaftsaufnahmen grundsätzlich Weitwinkelobjektive. Der Grund dafür ist, dass man mit ihnen für deutlich mehr Tiefe im Bild sorgen kann, für einen stärkeren Effekt von Dreidimensionalität.  
    • Auf der geschilderten Tour hatte ich ein 14-24mm f2,8 Objektiv von Nikon dabei – das ist schon ein tolles Objektiv, für eine Wandertour wie die oben genannte aber nur mit Einschränkungen zu empfehlen: es bietet zwar eine tolle Bildqualität, ist jedoch relativ schwer und hat kein Filtergewinde. Auf die Frage, ob letzteres wirklich erforderlich ist, werde ich noch eingehen. 
    • Festbrennweiten bieten oft eine bessere Bildqualität als Zoomobjektive, weshalb ich grundsätzlich eher die Mitnahme von Festbrennweiten empfehlen würde. Aber: man ist auf solchen Touren mitunter mehrere Stunden unterwegs und muss das gesamte Gewicht seiner Ausrüstung im Rucksack durch die Gegend tragen. Gewicht spielt also eine große Rolle, weshalb ich mich entschlossen habe, ein 24-70mm f2,8 Zoomobjektiv zu wählen. Das hat nicht nur Gewicht, sondern auch Platz im Rucksack gespart.
  • Stativ:
    • Wie bereits erwähnt: ein Stativ ist fast schon unabdingbar für diese Tour. Ein Reisestativ ist gut, ein kleines Mini-Stativ hätte in den meisten Situationen aber ebenfalls sehr gute Dienste geleistet.
  • Filter:
    • Ich habe für die Bilder einen Steckfilter ND64 benutzt. Mit diesem Filter verlängert man die Belichtungszeit eines Bildes um ein Vielfaches, was diesen wunderschönen Effekt des „rauschenden“ Wassers bewirkt. Wie an anderer Stelle dieser Seite schon mal erwähnt, liebe ich meine Filter sehr – ob sie auf einer Tour wie dieser letztlich zwingend erforderlich gewesen wären, kann man aber durchaus hinterfragen. Tatsächlich führen zu lange Belichtungszeiten dazu, dass überhaupt keine Struktur mehr zu erkennen ist – ein Effekt, den ich nicht wirklich als schön empfinde. Vor diesem Hintergrund lagen die Belichtungszeiten selbst bei den „rauschenden“ Wasser-Bildern regelmäßig nicht länger als 1/10 Sekunde, was wiederum bedeutet, dass man mit etwas Geschick an der Kamera und einer kleinen Blende sowie einer niedrigen ISO-Zahl durchaus auch ohne Filter gute Ergebnisse erzielen kann.
  • Fernauslöser (zur Not tut es auch der Selbstauslöser der Kamera)
  • Putztuch:
    • Nicht zu vergessen: steck ein weiches Putztuch ein, die Gischt des Wasserfalls ist nicht zu unterschätzen und macht ein regelmäßiges Säubern von Kamera und vor allem Objektiv erforderlich. 

Anreise:

Der Wasserfall ist gut über markierte Wanderwege zu erreichen. Es gibt drei Möglichkeiten: 

  • von Todtnau (Kirche) über die Sonnhalde
  • von Aftersteg (großer Parkplatz an der L 126 Todtnau-Freiburg) vorbei am „Kiosk Wasserfall“ – das ist die oben beschriebene Route.
  • von Todtnauberg über den Schwimmbadweg

Außerdem besteht die Möglichkeit den gesamten Wasserfall auf verschiedenen und gut markierten Rundwegen zu erkunden. Dabei werden etwa 3,5 km Wegstrecke sowie etwa 150 Höhenmeter zurückgelegt.

Der Rückweg führt auf der anderen Seite des Wasserfalls hinab (mit nicht ganz so vielen Blickkontakten zum Wasserfall) und lässt uns wieder an den Punkt gelangen, an dem wir den Wasserfall zum ersten Mal zu Gesicht bekommen haben. Nach einigen weiteren Fotos nehmen wir nicht den direkten Weg zurück zum Eingang, sondern folgen den Schildern des „kleinen Rundwegs“. Direkt unterhalb der Brücke gelingen wunderbare Bilder aus einer sehr tiefen Position (auch hier hätte sich ein Stativ, wahrscheinlich sogar ein Mini-Stativ, gelohnt): fließendes, rauschendes Wasser über Felsen mit Grün im Hintergrund…  

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